DIE AUSBILDUNG DES JUNGEN PFERDES – GEDULD UND ZEIT WIRD BELOHNT
Ob es sich um die Ausbildung einen jungen Pferdes oder um die Korrektur eines nicht korrekt gerittenen Pferdes handelt – wer mit viel Geduld und Zeit mit dem Pferd zusammenarbeitet, wird dafür immer wieder belohnt.
Genauso achtsam wie wir mit uns umgehen, sollten wir auch mit unseren Pferden umgehen. Ein Pferd auszubilden oder zu korrigieren braucht nebst dem nötigen Wissen und Können vor allem viel Geduld und Zeit. Wer lernt auf sein Pferd zu achten, merkt, ob er es körperlich und geistig über- oder unterfordert – oder im besten Sinne fordert und fördert.
Muskelaufbau braucht Zeit
Wenn wir ein junges Pferd ausbilden müssen wir uns zwingend mit der Anatomie und Biomechanik auseinandersetzen. Ein Pferd ist erst mit ca. 7 Jahren ausgewachsen, bis dahin müssen wir dem Pferdekörper Zeit geben, sich zu entwickeln. Auch bei leichtrittigen Pferden, welche augenscheinlich von Anfang an in der Balance gehen und den Hals fallen lassen. Muskelaufbau braucht Zeit. Bei einem jungen Pferd oder bei der Umstellung eines Korrekturpferdes braucht es mindestens ein Jahr für einen guten, gesunden Muskelaufbau. Das heisst: ein Jahr Basisaufbau. Nach einem Jahr korrekter Arbeit kann man dann langsam die Grundsteine auf das Fundament setzen.
Sehe ich mich jedoch in der Reiterwelt um, finde ich leider selten Menschen, welche sich wirklich diese Zeit nehmen. Sei es weil wir uns selber immer unter Stress setzen und unseren eigenen hohen Anforderungen genügen wollen oder weil wir Angst davor haben, was andere über uns denken. Sei es weil wir den Zugang und das Gespür zu uns selbst verloren haben und im Berufsleben und vielleicht sogar im Privatleben so schnell unterwegs sind, dass wir verlernt haben langsam zu sein. Sei es unsere eigene Ungeduld, unser Ehrgeiz, die Suche nach Anerkennung – all dies steht uns im Weg bei einer gesunden Pferdeaus- oder Weiterbildung. Genau deshalb ist es nebst gutem Fachwissen das Wichtigste überhaupt: auf sein Pferd warten zu können!
Wir alle machen Fehler – auch in der Ausbildung unserer Pferde. Pferde können aber wunderbar verzeihen, wenn sie merken, dass wir unser Bestes geben und auch fähig sind aus unseren Fehlern zu lernen.
Haben wir beispielsweise ein Pferd, welches Angst hat, alleine zu sein (auf dem Putzplatz oder in der Halle), so löst sich dieses Problem manchmal von ganz alleine, wenn sich die Beziehung zwischen uns und dem Pferd verbessert. Wenn das, was wir mit dem Pferd machen aus den Augen des Pferdes Sinn macht und das Pferd Spass hat, mit uns zu arbeiten. Da müssen wir auch nicht immer und immer wieder das Gleiche üben. Wenn etwas nicht funktioniert und wir gelassen bleiben (z.B. etwas völlig anderes machen), kann es durchaus sein, dass sich das Problem plötzlich wie von Zauberhand alleine löst.
Das richtige Timing
Dem Pferd die richtige Zeit zu geben ist auch eine Frage des Timings. Timing entsteht durch unsere innere Ruhe, Achtsamkeit und unsere Präsenz. Leben wir jeden Moment bewusst und sind da im Hier und Jetzt. Bemerken wir kleinste Veränderungen an unserem Pferd. Wir spüren ob sich etwas richtig anfühlt, wir merken ob das Pferd versteht, was wir von ihm wollen.
Ein guter Reiter wird nur, wer bereit ist, immer wieder an sich zu arbeiten. An seinem Sitz, an seinem reiterlichen Können, aber auch an seiner Einstellung, an seiner inneren Gelassenheit.
Rezept für eine gesunde Beziehung zu Deinem Partner Pferd:
- Wissensdurst und Freude am Lernen
- Arbeit an sich selbst
- innere Ruhe und Gelassenheit
- regelmässiger Unterricht bei guten Trainern
- sich mit der Biomechanik des Pferdes auseinandersetzen
- hinschauen, zuschauen, aufmerksam sein
- Bescheidenheit
- Geduld
- Sorgfalt mit dem Pferd, Material und Dir selbst
Wenn Du nun noch eine grosse Portion Freude und Spass dazu mixt, wird es Dir Dein Pferd garantiert mit freudiger Zusammenarbeit und viel Vertrauen danken!